- Text : Marketing der ALH Gruppe
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Anfang des Jahres waren nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes hierzulande über 767.300 Wohnmobile zugelassen, in 2019, dem Jahr vor der Pandemie, waren es noch knapp 532.700 und 2013 sogar nur fast 353.700 dieser Fahrzeuge. Damit hat sich die Anzahl der Reisemobile in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt.
Zwar ist insgesamt die Unfallhäufigkeit von Wohnmobilen im Vergleich zu Pkws geringer, dies gilt jedoch nicht, wenn man die Schadenquoten der Mietwohnmobile mit der der Mietautos vergleicht. Dies lässt vermuten, dass es Autofahrern schwerer fällt, sicher mit einem Mietwohnmobil unterwegs zu sein, als einen ihnen nicht geläufigen Pkw zu fahren – und das hat durchaus seine Gründe.
Hohe Unfallhäufigkeit bei Mietwohnmobilen
Eine Jahresstatistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht zeigt für 2020 – neuere Daten liegen noch nicht vor – die Anzahl der Kfz-Haftpflichtschäden in Relation zur Anzahl der Fahrzeuge je nach Kfz-Art.
Im Schnitt verzeichneten die Kfz-Versicherer 2020 34 Kfz-Haftpflichtschäden pro 1.000 versicherte Wohnmobile. Bei den Pkws lag die Unfallhäufigkeit höher, nämlich bei 48 Kfz-Haftpflichtschäden je 1.000 zugelassene Autos.
Erhöhte Unfallgefahr
Betrachtet man jedoch die Schadenhäufigkeit von gemieteten Wohnmobilen zu gemieteten Pkws ergibt sich ein anderes Bild. Während es pro 1.000 Mietautos zu 74 Kfz-Haftpflichtschäden kam, waren es je 1.000 Mietwohnmobile 123 Kfz-Haftpflichtunfälle, bei denen andere geschädigt wurden. Damit ist die Schadenhäufigkeit bei Mietwohnmobilen 66 Prozent höher als bei Mietautos.
+66%
Schäden
bei Mietwohnmobilen
Anderes Fahrverhalten
Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass viele, die sich ein Reisemobil ausleihen, davon ausgehen, dass sich das Fahrzeug wie ein Pkw fährt, was jedoch allein von den Ausmaßen und dem Gewicht der Wohnmobile im Vergleich zu einem Auto oftmals nicht der Fall ist. Insbesondere beim Bremsen, beim Überholen und beim Kurvenfahren hat ein Wohnmobil meist ein anderes Fahrverhalten als ein Pkw. So ist der Bremsweg eines Wohnmobils oft deutlich länger. Ist das Reisegefährt noch beladen, verlängert sich der Bremsweg nochmals.
Auch die Stabilität in der Kurve und bei starken Lenkbewegungen ist bei einem Reisemobil aufgrund des hohen Schwerpunktes durch den Aufbau nicht mit dem eines Autos zu vergleichen. Zudem sind Wohnmobile wegen ihrer großen Seitenflächen oft deutlich windempfindlicher als Pkws, was sich zum Beispiel bemerkbar machen kann, wenn man beim Überholen eines Lkws aus dessen Windschatten fährt. Wie auch bei einem Auto kann beim Wohnmobil ein falscher Reifendruck oder ein mangelhafter Stoßdämpfer die Straßenlage drastisch verschlechtern.
Besonders wichtig: Wer mit einem Wohnmobil unterwegs ist, sollte unbedingt die Außenmaße und das Gewicht seines Fahrzeugs kennen und beachten, damit beispielsweise eine Fahrt durch einen niedrigen Tunnel oder über eine Brücke mit Gewichtsbeschränkung nicht mit einem Desaster endet. Die Höhe und Breite des Kfz sollte auch bei engen Gassen sowie in die Fahrbahn hineinragenden Felsüberhängen, Ästen oder Straßenschildern beachtet werden.
Überladung unbedingt vermeiden
Bei einem Wohnmobil muss unbedingt auf die richtige Beladung geachtet werden. So darf das Fahrzeug nicht überladen werden. Im Kfz-Schein kann man am zulässigen Gesamtgewicht erkennen, wie schwer das Fahrzeug inklusive Beladung, Fahrer und Mitreisenden sein darf. Zieht man das Leergewicht des Reisemobils davon ab, weiß man, was an Zuladung erlaubt ist – allerdings ist bei der Zuladung auch das Füllgewicht des Wassertanks und des Kraftstofftanks mit zu berücksichtigen. Bereits ein geleerter Wassertank spart wertvolles Gewicht.
Nach Angaben der Unfallforschung der Versicherer (UDV) ergaben stichprobenartige Beladungsmessungen, dass rund jedes zweite Wohnmobil überladen unterwegs ist. Jedes zehnte Reisemobil hatte das zulässige Gesamtgewicht sogar um über zehn Prozent überschritten. Die Polizei müsste in dem Fall die Weiterfahrt verbieten.
Tipp:
Wer sichergehen will, dass das Kfz nicht überladen ist, kann sein beladenes Fahrzeug auch bei einer Prüforganisation wie TÜV oder Dekra gegen eine kleine Kostenpauschale von ein paar Euro wiegen lassen.
Alle Insassen müssen angeschnallt sein
Damit die Fahreigenschaften des Wohnmobils nicht durch das Gepäck negativ beeinflusst werden, gilt es, die Ladung gleichmäßig auf die gesamte Fahrzeugfläche zu verteilen. Schwere Lasten sollten möglichst weit nach unten verstaut werden, damit der Schwerpunkt des Fahrzeugs möglichst tief liegt. Laut Experten darf auf der angetriebenen Achse etwas mehr Gewicht lasten, denn das verbessere die Traktion – allerdings gilt es, auf allen Achsen die zulässige Achslast zu beachten.
Grundsätzlich sollte vor der Fahrt das Reisegepäck so verstaut sein, dass es bei einer Vollbremsung oder einem Auffahrunfall nicht zum Wurfgeschoss werden kann, da anderenfalls eine hohe Verletzungsgefahr für die Wohnmobilinsassen besteht.
Übrigens: Wohnmobilinsassen, die hinten im Fahrzeug sitzen, müssen sich wie der Fahrer und Beifahrer ebenfalls angurten. Auch ein Hund sollte sich auf keinen Fall frei im Wohnmobil bewegen können, sondern mit einer fixierten Tiertransportbox oder einem speziellen Gurt für Hunde gesichert werden.
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