- Text : Christiane Fux
- Lesedauer : 2 Minuten
Das Team um Prof. Joanna Harnett hatte rund 160 neuseeländische Frauen zum Vorliegen verschiedener Schmerzsyndrome und deren Ausprägung befragt. Etwa zwei Drittel der Patientinnen litten unter der chronischen Schmerzerkrankung Fibromyalgie.
Außerdem erhoben die Forschenden auf Basis eines speziellen Fragebogens der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den gesundheitlichen Zustand des Mundraums der Teilnehmerinnen.
Dieser umfasst unter anderem Fragen zur Mundpflege, zum Einfluss der Mundgesundheit auf Mundfunktion und psychosoziales Wohlbefinden, aktuelle orale Probleme sowie Fragen zu entsprechenden Problemen in der Vergangenheit.
Verstärken Zahn- und Zahnfleischprobleme Schmerzen?
Das Ergebnis: Frauen mit schlechterer Mundgesundheit litten deutlich häufiger unter starken Schmerzen. So hatten sie ein um 60 Prozent erhöhtes Risiko für mittelstarke bis starke Körperschmerzen, wie sie auch bei Fibromyalgie auftreten.
Auch das Risiko für Migräne war um 49 Prozent erhöht.
+60%
Erhöhtes Risiko
für mittelstarke bis starke Körperschmerzen
Eine Analyse des oralen Mikrobioms anhand von Speichelproben ergab zudem, dass bestimmte Bakteriengattungen besonders häufig bei Schmerzpatientinnen auftraten. Darunter sind der Mundhöhlenkeim Fusobacterium nucleatum, der auch Tumoren besiedeln kann und deren Wachstum fördert, sowie Parvimonas micra, der sich bei Parodontitis ausbreitet.
Unsere Studie zeigt erstmals eine klare Verbindung zwischen der Mundflora und chronischen Schmerzen.
Studienleiterin Prof. Joanna Harnett
Besonders relevant sei das für die Fibromyalgie – eine Erkrankung, die trotz ihrer Häufigkeit oft übersehen oder nicht ernst genommen werde.
Die chronische Erkrankung geht mit umfassenden Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen und kognitiven Beeinträchtigungen einher. Sie schränkt die Lebensqualität oft erheblich ein. Bislang gibt es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten für Fibromyalgie.
Direkte Achse zwischen Mundmikrobiom und Nervensystem?
Die Forschenden vermuten, dass es eine direkte Verbindung zwischen oralem Mikrobiom und Nervensystem geben könnte, die mit der schon lange bekannten Darm-Hirn-Achse vergleichbar ist. Letztere ermöglicht eine direkte Kommunikation zwischen Verdauungsapparat und Gehirn. Auch von dieser Achse weiß man, dass sie durch das Mikrobiom des Darms direkt beeinflusst wird.
Bessere Mundhygiene, weniger Schmerzen?
Eine verbesserte Mundhygiene könnte sich positiv auf die Stärke der Beschwerden und die Lebensqualität von Schmerzpatientinnen auswirken, betonen die Forschenden. Zwar ist die Mundgesundheit auch eine Frage der Veranlagung. Aber gerade dann ist eine sorgfältige Mundhygiene wichtig.
Als Faustformel für die Mundhygiene gilt: zweimal täglich Zähne putzen und der Einsatz von Zahnseide.
Schlechte Mundhygiene erhöht auch das Infarktrisiko
Dass die Mundgesundheit einen großen Einfluss auf den allgemeinen Gesundheitszustand haben kann, haben bereits frühere Untersuchungen gezeigt. Sie konnten belegen, dass eine schlechte Mundgesundheit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Denn chronische Entzündungen, beispielsweise aufgrund einer Parodontitis, befeuern das unterschwellige Entzündungsgeschehen im ganzen Körper – und nicht nur im Mund.
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