- Text : Marketing der ALH Gruppe
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Schon ab sieben bis acht Grad Celsius werden Zecken aktiv. Wie Forscher der Universität Hohenheim mitteilten, gab es letztes Jahr den bisher zweithöchsten Wert an jemals registrierten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Erkrankungen. Zudem trat die von Zecken übertragene Krankheit auch in Landkreisen auf, die bisher als FSME-frei galten, in manchen sogar gehäuft.
Letztes Jahr wurden nach Angaben der Universität Hohenheim bei fast 500 Menschen in Deutschland die durch Zecken übertragene lebensbedrohliche Viruserkrankung Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) festgestellt. Das ist die höchste Anzahl seit den letzten zehn Jahren und der zweithöchste Wert an FSME-Krankheitsfällen, der jemals in einem Jahr registriert wurde. Die Mehrheit der Erkrankungen, nämlich 85 Prozent trat in Bayern und Baden-Württemberg auf. Doch immer mehr sind auch nördliche Regionen betroffen.
„Die Statistik zeigt uns ganz neue Hotspots in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Zum allerersten Mal erhalten wir sogar Erkrankungsberichte aus den Niederlanden“, wie Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin der Universität Hohenheim, berichtet. Zudem betont die Zeckenexpertin: „Einige Landkreise, die über Jahre hinweg Erkrankungen meldeten, blieben im vergangenen Jahr völlig unauffällig. In anderen trat die Krankheit erstmals und gleich auch besonders gehäuft auf.“ Außerdem tragen hierzulande auch neue Zeckenarten auf.
Borreliose kann chronisch werden
Unter anderem stellten Zeckenexperten fest, dass auch von der vermehrt einwandernden Auwaldzecke die Gefahr einer FSME-Virusübertragung ausgeht. Zudem wurde 2016 erstmalig die wahrscheinlich aus dem Mittelmeerraum eingewanderte Zeckenart Ixodes inopinatus entdeckt. „Noch ist nicht klar, wie lange diese Art schon in Deutschland heimisch ist und ob sie als FSME-Überträgerin infrage kommt. Wichtig wäre auch abzuklären, ob mit ihr nicht neue Krankheiten nach Deutschland gelangten, wie etwa das Mittelmeerfieber“, so Prof. Dr. Mackenstedt.
Zecken können nämlich neben FSME auch zahlreiche andere gefährliche Krankheiten übertragen. Eine davon ist zum Beispiel die bakterielle Infektionskrankheit Borreliose. Sie wird nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) von bis zu 30 Prozent der Zecken übertragen. Ein typisches Anzeichen, dass man mit Borrelien-Bakterien infiziert wurde, ist eine oft erst nach Tagen oder Wochen direkt an der Bissstelle oder aber auch an anderen Körperstellen auftretende ringförmige rötliche Hautveränderung, die sogenannte Wanderröte.
Stellt man dieses Anzeichen fest, sollte man dringend zum Arzt gehen, um mit einem speziellen Antibiotikum die Borrelien zu bekämpfen. Die Symptome einer Borreliose wie grippeähnliche Anzeichen mit Fieber und Kopfschmerzen, aber auch Nerven- und Gelenksentzündungen bis hin zu Sehstörungen, Herzrasen, Bluthochdruck, Erschöpfung und chronischer Müdigkeit können auch erst nach Jahren auftreten. Die Krankheit kann chronisch verlaufen und sich auf jedes Organ, das Nervensystem, die Gelenke und auch das Körpergewebe auswirken.
Was tun, wenn man von einer Zecke gebissen wurde
Wer feststellt, dass er von einer Zecke gebissen wurde, sollte diese so schnell wie möglich fachmännisch entfernen, denn die Übertragung der Borrelien-Bakterien dauert normalerweise zwischen sechs und 48 Stunden. Wird die Zecke früher entfernt, ist das Risiko an Borreliose zu erkranken, dementsprechend niedriger. Um eine Zecke zu entfernen, können eine Pinzette, besser noch eine Zeckenzange, eine Zeckenkarte oder ein Zecken-Kuhfuß verwendet werden.
Danach sollte die Einstichstelle desinfiziert und mit der Lupe nachkontrolliert werden, ob das Tier vollständig entfernt wurde. Konnte der Kopf des Tieres nicht entfernt werden, treten nach dem Biss Hautrötungen auf oder wurde man in einem FSME-Risikogebiet gestochen, sollte man grundsätzlich einen Arzt aufsuchen. FSME-Viren können nämlich bereits kurz nach dem Zeckenstich übertragen werden.
In einem Webportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kann eine Karte des RKI, welche die FSME-Risikogebiete hierzulande anzeigt, aufgerufen werden. Auch im Ausland wie in Teilen von Österreich, Polen, Ungarn, Tschechien und Dänemark gibt es laut RKI diverse FSME-Risikogebiete. Den besten vorbeugenden Schutz vor FSME bietet eine entsprechende FSME-Impfung. Genauere Informationen zur FSME-Impfung enthält das Webportal des RKI. Eine verbeugende Impfung gegen Borreliose gibt es übrigens nicht.
Lebensgefährliche FSME-Infektion, nicht nur durch Zecken
Anzeichen für eine FSME-Infektion sind ebenfalls grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, aber auch Magenbeschwerden und/oder Durchfall. Die Anzeichen treten oft ein bis drei Wochen nach der Übertragung auf und können dann wieder verschwinden. Allerdings kann es nach einer kurzen beschwerdefreien Zeit durch die Viren zu einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung und damit zu hohem Fieber, Kopfschmerzen, Sprach- und Schluckbeschwerden, Nackensteife, Lähmungen, Krampfanfällen und Koma bis hin zum Tod kommen.
Eine FSME-Impfung ist auch deshalb empfehlenswert, da ein Zeckenbiss nicht der einzige Übertragungsweg ist. „Im Jahr 2016 machte ein Fall Schlagzeilen, bei dem zwei Menschen nach dem Genuss von Rohmilchkäse aus Ziegenmilch erkrankten. Im vergangenen Jahr erkrankten acht Personen nach dem Genuss von Ziegenrohmilch“, so Prof. Dr. Mackenstedt. Sie betont zudem: „Von 100 Personen, die von infizierten Zecken gebissen werden, bricht die Krankheit bei 30 Personen aus. Bei infizierter Rohmilch beobachten wir den Krankheitsausbruch bei 100 von 100 Personen.“
Die FSME-Erreger werden jedoch durch ausreichendes Erhitzen wie beim Pasteurisieren, Ultrahocherhitzen oder Abkochen von Milch sicher abgetötet. Die im Handel erhältliche pasteurisierte oder ultrahocherhitzte Milch ist daher unbedenklich. Rohmilch sollte laut Bundesinstitut für Risikobewertung nur verzehrt werden, wenn sie vorher erhitzt wurde. Zeckenexperten der Universität Hohenheim raten allen, die Rohmilchprodukte aus einem FSME-Risikogebiet zu sich nehmen, sich vorsorglich gegen FSME impfen zu lassen.
Zecken überleben auch einen Kochwaschgang
Nach Angaben des RKI sind Zecken bereits ab einer Temperatur von acht Grad Celsius aktiv und suchen nach einem Menschen oder ein Tier, um diesen Wirt zu stechen und Blut zu saugen. Einen Zeckenstich spürt man meist nicht, da die Zecke schmerzstillende Stoffe abgibt. Im Zuge dessen können aber auch Krankheitserreger durch die Zecke auf den Menschen oder das Tier übertragen werden. Zecken können zwar weder fliegen noch springen, dafür aber krabbeln und auch in die Höhe klettern.
Die meisten Zeckenarten befinden sich vermehrt auf Pflanzen wie Gräsern, Stauden oder Büschen oder totem Holz, und zwar nicht nur im Wald, sondern auch in Gärten oder Feldern. Sie warten, bis ein Wirt vorbeikommt, um auf ihn überzuwechseln. Es reicht schon, wenn man nur leicht einen Grashalm, auf dem eine Zecke sitzt, berührt, damit sich das Spinnentier an einem festkrallen kann. Die Auwaldzecke krabbelt laut RKI sogar aktiv – auch am Boden – auf Menschen und Tieren zu.
Um sich vor einem Zeckenstich zu schützen, hilft geschlossene Kleidung zu tragen, also feste Schuhe, lange Hosen und eine Oberbekleidung mit langen Ärmeln. Zudem sollte man nach einem Aufenthalt im Freien den Körper und die Kleidung nach Zecken absuchen. Zecken überleben übrigens auch einen Waschgang mit 60 Grad Celsius.
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