Gesundheit

Frau mit Diabetes fährt Rad
29. Juli 2025

Diabetes: Frauen sind anders – Männer auch

Diabetes wirkt bei Frauen und Männern unterschiedlich – in Ursachen, Risiken und Therapieerfolg. Studien zeigen: Geschlechtsspezifische Unterschiede verdienen mehr Aufmerksamkeit in der Medizin.

  • Text : Christiane Fux
  • Lesedauer : 2 Minuten

Los geht es mit den Wechseljahren

Das Herzinfarktrisiko schnellt bei Frauen in die Höhe. Das gilt insbesondere für Diabetikerinnen: Es liegt um 40 Prozent über dem Risiko gleichaltriger Männer mit der Zuckerkrankheit. Auch Schlaganfälle treffen an Diabetes erkrankte Frauen mit 25 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit.

Das berichtete Prof. Dr. Julia Szendrödi, Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), auf dem Jahreskongress der Gesellschaft im Mai.

+40%

Risiko für Herzinfarkte bei Frauen

gegenüber Männern

Doch auch Männer mit Diabetes haben spezielle Risiken: Insbesondere, weil sie sich weniger konsequent an die Therapieempfehlungen halten. Das könnte erklären, warum bei ihnen Folgeschäden von Diabetes häufiger auftreten – von Fußamputationen über Sehschäden bis hin zu Nierenschwäche.

Unterschiede von Männern und Frauen würden noch immer nicht ausreichend berücksichtigt.

Das Ergebnis ist eine Medizin, die beiden Geschlechtern nicht gerecht wird. Eine moderne Diabetologie muss differenzieren – nicht pauschalisieren.

Prof. Dr. Julia Szendrödi, Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Nötig sei eine Medizin, die das Geschlecht stärker berücksichtigt, und zwar in Forschung wie Behandlung.

Hormonelle Umstellung

Dass das kardiovaskuläre Risiko für Frauen allgemein und Diabetikerinnen insbesondere nach den Wechseljahren stark steigt, hat vor allem hormonelle Ursachen: Der Spiegel von herzschützendem Östrogen sinkt stetig. Das beeinflusst den Stoffwechsel: Die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen nimmt weiter ab. Damit verstärkt sich der zentrale Krankheitsmechanismus von Typ-2-Diabetes.

Außerdem sammelt sich aufgrund der hormonellen Umstellung verstärkt viszerales Fett („Bauchfett“) rund um die Organe an. Es produziert Entzündungsbotenstoffe, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.

„Störfaktor“ weiblicher Stoffwechsel

Ein weiterer großer Nachteil für Frauen mit Diabetes: Sie nehmen seltener an Studien teil – insbesondere vor der Menopause. Denn hormonelle Schwankungen gelten als „Störfaktor“, der die Auswertung der Daten verkompliziert.

Dabei beeinflusst der Zyklus nachweislich die Insulinempfindlichkeit. Zwei Drittel der Diabetikerinnen berichten in der zweiten Zyklushälfte von einer schlechteren Wirkung ihrer Insulintherapie. Das Gleiche gilt für Frauen nach der Menopause: Auch bei ihnen nimmt die Insulinempfindlichkeit ab.

„Frauen nehmen sich selbst häufig zuletzt wahr“

Doch die hormonellen Unterscheide sind nur ein Teil des Problems: „Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur biologisch – auch in ihrem Alltag, ihrem Zugang zur Versorgung und ihrem Gesundheitsverhalten“, erklärte Szendrödi.

Kinder, Pflege, Job: Viele Frauen vernachlässigen ihre eigene Gesundheit, weil ihnen oft schlicht die Zeit fehlt, sich um sich selbst zu kümmern. „Frauen nehmen sich selbst häufig zuletzt wahr“, sagt die Medizinerin. Zudem sind sie finanziell oft schlechter aufgestellt als Männer.

Diese unsichtbaren Einschränkungen können dazu beitragen, dass Warnsignale übersehen oder Therapien zu spät begonnen werden.

Unterschiede stärker berücksichtigen

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. fordert daher, geschlechtsspezifische Unterschiede systematisch zu berücksichtigen – in Forschung, Diagnostik und Behandlung. Konkret schlägt sie vor:

  • Förderung von Studien zu antidiabetischen Medikamenten, die das Geschlecht bei der Auswertung miteinbeziehen

  • die verpflichtende Erhebung geschlechtsspezifischer Daten in Studien – darunter der Beginn der Menopause und der hormonelle Status

  • zahlenmäßige Gleichheit von männlichen und weiblichen Teilnehmenden

  • Schulungen für Menschen in Gesundheitsberufen zur geschlechtersensiblen Versorgung

„Nur wenn wir das Geschlecht als medizinischen Einflussfaktor anerkennen, können wir Menschen mit Diabetes wirklich bedarfsgerecht behandeln“, so Szendrödi.

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