Gesundheit

Mutter und Sohn bei Ärztin
29. August 2024

Autismus lässt sich am Mikrobiom erkennen

Eine Analyse des Darm-Mikrobioms scheint eine Möglichkeit zu sein, künftig Kinder mit Autismus schneller zu diagnostizieren. Das könnte viel Leid ersparen.

  • Text : Christiane Fux
  • Lesedauer : 1 Minute

Autismus (genauer: Autismus-Spektrum-Störung) ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die sich ganz unterschiedlich auswirkt. Die Palette reicht von leicht eingeschränkten sozialen Fähigkeiten bis hin zu schweren Behinderungen.

Wie genau die Störung zustande kommt, ist bislang nicht bekannt. Doch haben verschiedene Untersuchungen gezeigt, dass dabei das Mikrobiom des Darms eine entscheidende Rolle spielen könnte.

Typisch verändertes Mikrobiom

Tatsächlich ist das Mikrobiom im Darm von Personen aus dem Autismus-Spektrum auffällig verändert. Die aktuelle Studie hat sich nun nicht nur auf die Darmbakterien konzentriert, sondern auch andere Mikroben im Darm untersucht. Insgesamt nahmen 1627 Kinder zwischen einem und elf Jahren mit und ohne Autismus daran teil.

Auf Basis der Analyse konnte das Forschungsteam die Autismus-Betroffenen von den nicht betroffenen Kontroll-Teilnehmenden zuverlässig unterscheiden. Auffällig verändert waren bei den Betroffenen insgesamt 51 Bakterien-, 7 Pilz-, 18 Virenarten, 14 Arten spezieller Einzeller, sogenannter Archaeen, sowie 27 mikrobielle Gene.

Lässt sich Autismus früher diagnostizieren?

Die Forschenden hoffen mit dieser einfachen Methode, Kinder aus dem Autismus-Spektrum sehr viel eher diagnostizieren zu können als das momentan wegen des Mangels an psychiatrischen Expertinnen und Experten auf dem Gebiet erfolgt.

Zwar ist eine Heilung bei Autismus nicht möglich. Medikamentöse und psychotherapeutische Hilfe können aber die Fähigkeiten und Lebensqualität von betroffenen Kindern in vielen Fällen deutlich verbessern.

Das Mikrobiom kommuniziert mit dem Gehirn

Wie genau Mikrobiom-Veränderungen und Autismus zusammenhängen, ist noch unklar. Man weiß aber, dass das Darm-Mikrobiom und das Gehirn unter anderem über Botenstoffe wechselseitig miteinander kommunizieren (Darm-Hirn-Achse).

Fachleute diskutieren zudem, ob die Mikrobiom-Veränderungen den Darm durchlässiger für diverse Substanzen (wie bakterielle Stoffwechselprodukte) machen könnten. Deren Übertritt in den Blutkreislauf könnte unterschwellige chronische Entzündungsreaktionen auslösen, die sich möglicherweise negativ auf die Hirnfunktionen und -entwicklung auswirken.

Dafür sprechen auch verschiedene Experimente: Keimfrei aufgezogene Mäuse, denen man das Mikrobiom von Autismus-Betroffenen eingepflanzt hat, entwickelten daraufhin autismusähnliche Verhaltensweisen. Und eine Stuhlspende von gesunden Menschen hat die autistischen Symptome betroffener Kinder in einer kleinen Studie gelindert.

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